Augenuntersuchung

WICHTIGE AUGENERKRANKUNGEN

Hier sind einige Erkrankungen am Auge aufgelistet, die wir häufig in der Praxis sehen.


Der Graue Star (= Katarakt) ist eine Trübung der Linse, die von milden Seheinschränkungen bis zur vollständigen Blindheit führen kann. Die Bezeichnung »Grauer Star« wird häufig mit dem »Grünen Star« verwechselt, der im Gegensatz zum Grauen Star eine Erhöhung des Augeninnendrucks darstellt.

Für einen Grauen Star gibt es unterschiedliche Ursachen. Es gibt beispielsweise altersbedingte, erbliche oder Stoffwechsel bedingte Katarakte.

Auch ein Schlag auf das Auge oder eine innere Verletzung des Auges können einen grauen Star auslösen. Wie beim Menschen ist der Graue Star meist operabel. Viele Tiere können durch eine Operation wieder Sehvermögen erlangen.

Der »Grüne Star« (= Glaukom) ist eine Erhöhung des Augeninnendrucks und wird häufig mit dem »Grauen Star«, einer Trübung der Linse verwechselt. Symptome eines erhöhten Drucks sind das Kneifen des Auges, eine starke Rötung des sonst weißen Bereiches der Auges, eine Art Blauverfärbung oder generelle Trübung des Auges sowie eine schlecht bis nicht reagierende Pupille. In manchen Fällen ist das Glaukom aber schwer zu erkennen, weil die genannten Symptome nicht zwingend auftreten müssen.

Der Druck im Auge kann aus verschiedenen Gründen ansteigen. Beim Hund ist eine angeborene Veränderung des Abflusswinkels im Auge, die Kammerwinkeldysplasie, relativ häufig die Ursache für das erbliche Primärglaukom. Andere Gründe sind Verschiebungen der Linse (Linsenluxationen), Einblutungen, Tumore im Auge oder auch chronische Entzündungen, die in der Folge zu einer Druckerhöhung im Auge führen. Diese Glaukome nennt man Sekundärglaukom.

Das Glaukom kann zum Verlust des Sehvermögens führen, weil durch den erhöhten Druck im Auge die Netzhaut und der Sehnerv geschädigt wird. Ein stark erhöhter Augendruck kann innerhalb von Stunden bis zur vollständigen Blindheit führen. Daher ist ein Glaukom als Notfall anzusehen! Außerdem verursacht das Glaukom oft starke Schmerzen. Wichtig ist, dass der Augendruck möglichst schnell gesenkt wird. Zunächst versuchen wir, dies mit den Druck senkenden Augentropfen zu erreichen. Gelingt das nicht, gibt es operative Möglichkeiten wie die Lasertherapie oder fistulierende Operationen. Darüber klären wir Sie in der Praxis im Detail auf.

Die Schäferhundkeratitis kommt vor allem bei Schäferhunden vor, in ähnlicher Form aber auch bei anderen Hunderassen. Es handelt sich um eine Entzündung der Hornhaut, der vordersten Schicht des Augapfels, bei der es zu einem Einwachsen von Blutgefäßen in die Hornhaut kommt. Meist ist dies als rötliche Trübung seitlich am Auge zu sehen. Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet verfärbt sich die sonst klare Hornhaut braun. Das braune Pigment kann in schweren Fällen vollständig über die Pupillenachse wachsen und zu erheblichen Seheinschränkungen bis hin zur Blindheit führen.

Die Schäferhundkeratitis ist eine Autoimmunkrankheit, d.h. wird bedingt durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe. Vermutlich wird sie durch UV-Strahlen gefördert. Prinzipiell kann diese Erkrankung nicht geheilt werden, sondern sollte lebenslang konsequent behandelt werden, um den Tieren noch lange das Augenlicht zu erhalten.

Eine Herpesinfektion ist eine der häufigsten Augenerkrankungen bei der Katze. Herpes zählt zu den Erregern des Katzenschnupfenkomplexes und führt in erster Linie zu Entzündungen der Hornhaut sowie auch zu Entzündungen der Bindehaut. Bei jungen Tieren kann diese Erkrankung dramatisch verlaufen und bis zum Verlust des Sehvermögens führen. Häufige Symptome sind Kneifen des betroffenen Auges, eine Schwellung und oder Rötung der Bindehaut sowie bräunlicher bis gelblicher Ausfluss.

Bei der Untersuchung wird besonders darauf geachtet, ob die Hornhaut zusätzlich verletzt ist. Die Behandlung erfolgt mit Augentropfen und optional mit weiteren Medikamenten. In wenigen Fällen ist eine Operation erforderlich.

Viele Tiere leiden wie wir Menschen unter zu trockenen Augen. Wenn die Tränendrüsen zu wenig Tränenflüssigkeit produzieren, kommt es zu einer Austrocknung der Hornhaut (vorderste Schicht des Augapfels) und der Bindehaut. Das Auge reagiert darauf mit der Bildung von zähem, oft gelbem Schleim, da sich auch Bakterien leichter ansammeln können. Als Schutzmechanismus gegen die Unterversorgung mit Tränenflüssigkeit und Nährstoffen wachsen in die Hornhaut Blutgefäße ein. Es kommt zur Pigmenteinlagerung in die Hornhaut, was in schweren Fällen zur vollständigen Blindheit führen kann.

Ein solches Auge verursacht permanentes Unwohlsein bis hin zu starken Schmerzen und sollte zeitlebens mit Augentropfen und Salben behandelt werden. Falls die lokale Therapie nicht ausreicht, stehen auch Operationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die Netzhaut (= Retina) ist die lichtempfindliche Schicht aus Nervenzellen im Auge, die man funktional mit dem Film oder dem Chip in einer Fotokamera vergleichen kann. Sie verwandelt ins Auge fallende Lichtimpulse in elektrische Signale, die im Gehirn verarbeitet werden. Bei der Netzhautablösung löst sich die Netzhaut von ihrer Unterlage, dem retinalen Pigmentepithel. Unter diesem Epithel befindet sich die Aderhaut (siehe Augenschema), die für die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff verantwortlich ist. Die Netzhaut wird bei einer Ablösung von der Versorgung durch die Aderhaut abgeschnitten und stirb ab.

Eine Netzhautablösung kann sehr plötzlich auftreten und führt zur sofortigen Blindheit, weil die Netzhaut bei Unterversorgung schnell beschädigt bis zerstört wird. Wenn nur ein Auge betroffen ist, merkt man die Veränderung als Tierhalter häufig nicht, weil das Partnerauge den Sehverlust kompensiert.

Gründe für eine Ablösung der Netzhaut sind vielfältig. Oft steht eine Netzhautablösung bei der alten Katze mit einem Bluthochdruck und/oder Nieren und/oder einer Schilddrüsenüberfunktion im Zusammenhang. Aber auch Infektionen, Blutungen im hinteren Augenabschnitt, Verflüssigungen des Glaskörpers, Verschiebungen der Linse oder Tumore können zu Netzhautablösungen führen. Die Therapie muss schnell erfolgen, sonst ist das Sehvermögen mitunter für immer verloren. Bestimmte Fälle können auch operativ durch Einsatz eines Lasers oder dem chirurgischem Wiederanlegen der Netzhaut mit Hilfe einer Pars plana Vitrektomie behandelt werden.

Das »Boxerulkus« ist eine oberflächige Verletzung der Hornhaut (= die vorderste Schicht des Augapfels, siehe Augenschema), die von selbst oder nur mit Tropfenbehandlung nicht abheilt.

Der Grund für die verzögerte Heilung ist, dass die oberste Hornhautschicht (das Epithel) bei manchen Tieren keine Verbindung zu der darunter liegenden Basalmembran herstellen kann. Die Erkrankung ist eine Veranlagung und tritt in erster Linie bei Hunden jeder Rasse aber mitunter auch bei Kaninchen oder Katzen auf.

Als Therapie wird das Wundbett mit Hilfe spezieller Instrumente angefrischt und anschließend mit Tropfen behandelt. Zusätzlich kommen oft Kontaktlinsen zum Einsatz. Der Eingriff erfolgt bei fast allen Hunden bei uns im Tieraugenzentrum ohne Vollnarkose sondern nur mit einer lokalen Betäubung und wird sehr gut toleriert.

Ein Ulkus ist eine Verletzung der Hornhaut (= die vorderste Schicht des Augapfels, siehe Augenschema). Im Gegensatz zu einer Erosion, einer oberflächigen Hornhautverletzung ohne Substanzverlust, handelt es sich beim Ulkus um eine tiefe Hornhautverletzung, die bis in die mittleren oder sogar tiefsten Hornhautschichten hineingeht. Ist nur noch die unterste Schicht vorhanden, spricht man auch von einer Descemetocele.

Viele Ulzera kann man mit Augentropfen und Salben behandeln - manche, die sehr tief oder infiziert bzw. einschmelzend sind, muss man operativ versorgen.

Ein einschmelzendes Ulkus ist eine mit Substanzverlust verbundene, infizierte Wunde der Hornhaut (= die vorderste Schicht des Augapfels, siehe Augenschema) bei der bestimmte Bakterien Enzyme (Proteasen) bilden, die die Hornhaut aufweichen bzw. zersetzen, d.h. "einschmelzen" lassen.

Ein einschmelzendes Ulkus ist ein Notfall und sollte entweder mit einer UV-Licht ausstrahlenden Lampe (Cornea Cross Linking) sowie intensiver Augentropfengabe behandelt werden oder muss recht häufig auch operiert werden.

Ein Sequester ist ein Stück "abgestorbene" Hornhaut (= die vorderste Schicht des Augapfels, siehe Augenschema) und resultiert in einem braunen Fleck in der Hornhaut, der häufig mit einem Fremdkörper oder Pflanzenstück auf dem Auge verwechselt wird.

Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei Katzen auf und beginnt langsam mit einem feinen Braunschimmer auf dem Auge. Diese Veränderung wird von Laien oft nicht erkannt. In fortgeschrittenem Stadium handelt es sich um einen dunkelbraunen bis schwarzen Fleck auf bzw. in der Hornhaut, häufig in der Mitte.

Die Ursache der Erkrankung ist nicht endgültig geklärt. Man vermutet bei bestimmten Rassen (v.a. Perserkatzen) eine genetische Veranlagung, aber auch infektiöse Ursachen wie das Herpesvirus der Katze spielen eine Rolle. Therapiert wird fast immer operativ mit der Entfernung des Sequesters.

Die PRA ist eine erbliche Erkrankung von Nervenzellen der Netzhaut. Die Netzhaut (= Retina) ist die lichtempfindliche Schicht aus Nervenzellen im Auge, die man funktional mit dem Film oder dem Chip in einer Fotokamera vergleichen kann. Sie wandelt Lichtreize in elektrische Signale um, die im Gehirn verarbeitet werden.

Die PRA kommt vor allem bei Hunden unterschiedlicher Rassen vor, aber auch bei Katzen. Sie führt zu einem langsamen Absterben der Netzhaut in beiden Augen. Anfänglich äußert sich die Erkrankung durch schlechtes Sehen im Dunklen und führt bis zur vollständigen Blindheit. Leider gibt es bisher keine Therapie, woraus folgt, dass betroffene Tiere nicht zur Zucht zugelassen werden sollten. Für viele Rassen stehen entsprechende Gentests zur Verfügung.

»Hypertension« oder »Hypertonie« ist die Bezeichnung für hohen Blutdruck. Dieser kann neben verschiedenen anderen Organen (z.B. Nieren und Herz) auch das Auge schädigen. Netzhautveränderungen (»Retina« = Netzhaut, »-pathie« = Krankheit) die in Zusammenhang mit erhöhtem Blutdruck stehen, können z.B. Ablösungen der Netzhaut sein oder Einblutungen ins Auge.

Eine möglichst schnelle Diagnose und Therapie sind für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung des Sehvermögens entscheidend.

Das dritte Augenlid der Tiere, die Nickhaut, kann zum Schutz schnell über das Auge gleiten. Sie enthält eine Tränendrüse. Ist diese Drüse vergrößert, oder nicht ausreichend straff in der Schleimhaut verwachsen, kann sie umschlagen und sich über den Nickhautrand nach außen vorwölben. Weil die Schleimhaut der Drüse rosa bis pink aussieht, wurde umgangssprachlich der Begriff »Cherry Eye«, also »Kirsch-Auge« geprägt.

Die Drüse darf man nicht entfernen, sondern sie muss operativ in ihre ursprüngliche Position zurück verlagert werden.

Ein Adenom bezeichnet eine gutartige Geschwulst einer Drüse, in diesem Fall der Talgdrüsen, die sich am Lidrand befinden. Sie wird als Verdickung, manchmal mit höckeriger Oberfläche und mehr oder weniger hervorstehend, am Lidrand sichtbar.

Unter lokaler Betäubung kann sie mittels Kryotherapie (= Kältebehandlung) entfernt werden.

Bei einem sehr tief gehenden Hornhautgeschwür kann es passieren, dass die Hornhaut in ihrer gesamten Stärke (beim Hund ist sie 0,6 mm stark), also bis hin zu ihrer untersten Schicht an Substanz verloren hat. Diese unterste Schicht heißt Descemet'sche Membran. Sie wölbt sich in dem Fall bedingt durch den Innendruck des Auges als fragile Blase (Descemetocele) nach außen. Wenn die Blase reißt, läuft Flüssigkeit aus dem Inneren des Auges aus.

Eine Descemetocele ist ein Notfall!

Der Mops hat aufgrund seiner anatomischen und physiologischen Besonderheiten die Neigung, eine spezielle Form der Hornhautentzündung auszuprägen, die sich teilweise in einer dichten Schwarzfärbung der Hornhaut äußert.

Die relativ kurze Nase, die Lidstellung mit langer Lidspalte, die großen Augen sowie häufig noch ein damit einhergehendes Rolllid führen einerseits zu einer mangelhaften Befeuchtung des Auges sowie durch den Kontakt der Haare mit der Hornhaut zu mechanischer Reizung. Die dauerhafte Reizung bewirkt über Monate und Jahre eine Entzündung der betroffenen Hornhautareale. In seinem Bestreben, die Hornhaut zu schützen, versucht der Körper die beteiligten Bereiche mit Blutgefäßen, Abwehrzellen und Narbengewebe zu versorgen. Dadurch entsteht letztendlich eine immer stärker werdende Färbung der Hornhaut, die bis zur Erblindung führen kann.

Eine Behandlung ist mit einer operativen Lidkorrektur möglich sowie ggf. mit einer speziellen Augentropfentherapie.

Der Begriff »Entropium« bezeichnet das Einrollen eines Lides (Ober- oder Unterlid, meist aber Letzteres). Dadurch besteht das Risiko, dass Haare auf der Hornhaut reiben und so zu Reizung und Verletzung führen.

Oft wird in diesen Fällen Abwarten empfohlen, was wir als falsch ansehen, weil das Risiko von Hornhautverletzungen dadurch steigt. Eine baldmöglichste Operation ist zu empfehlen.

Der Begriff bezeichnet das vermehrte Kippen des Unterlides nach außen. Die Folgen sind häufige Bindehautentzündungen sowie teilweise eine ungenügende Befeuchtung der Hornhaut, hervorgerufen durch den mangelnden Hornhautkontakt beim Lidschluss.

In Abhängigkeit vom Grad des Ektropiums ist eine operative Lidkorrektur empfehlenswert.

Durch den Kontakt mit Bakterien, Staub, Pollen und anderen Allergenen aus der Umwelt, die das Immunsystem des jungen Hundes noch kennen lernen muss, kommt es innerhalb der ersten 1 bis 1,5 Lebensjahre häufig zu einer vorübergehenden überschießenden Entzündungsreaktion an den Bindehäuten. Dies äußert sich in Rötung der Bindehäute, vermehrter Produktion von Schleim und / oder Entzündungssekreten sowie in einer vermehrten Schwellung von kleinen Lymphfollikeln, die sich besonders auf der Rückseite des dritten Augenlides befinden. Das Immunsystem setzt sich dabei mit neuen Reizen auseinander und muss erst lernen, zwischen schädlich und unschädlich zu unterscheiden. Eine Therapie ist nur in besonders hartnäckigen Fällen notwendig.

Normalerweise halten feine Fasern die Augenlinse hinter der Iris am Ziliarkörper fest. Diese Fasern (Zonulafasern) sind wichtig für die Akkomodation (= dynamische Anpassung der Brechkraft der Linse). Die Zonulafasern können aus unterschiedlichen Gründen reißen. Dann »luxiert« die Linse, d.h. sie verlagert sich aus ihrer natürlichen Position und fällt entweder nach hinten in den Glaskörperraum, oder nach vorne, wo sie der Hornhaut von innen anliegt (auf unserem Foto sichtbar als Trübung). Das kann in der weiteren Folge zur Erhöhung des Augeninnendrucks, dem Glaukom (= Grüner Star) führen.

Eine erbliche Veranlagung zur Schwäche der Zonulafasern führt zur primären Linsenluxation. Diese ist ein Notfall und muss umgehend operativ behandelt werden, um das Auge zu erhalten.

Die sekundäre Linsenluxation hingegen entsteht im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie z.B. Glaukom oder Tumoren. Die Therapie ergibt sich aus der Situation im Einzelfall.

»Distichien« sind Haare, die anlagebedingt am Lidrand aus den Ausführungsgängen der Lidranddrüsen wachsen und dadurch auf der Hornhaut reiben können. Normalerweise haben die Lidranddrüsen keine Haare.

Distichien schädigen durch den andauernden mechanischen Reiz die Hornhaut und sollten operativ entfernt werden.

Als »Ektope Zilie« bezeichnet man ein Haar, das auf der Lidinnenseite fälschlicherweise aus der Bindehaut heraus wächst und in Richtung der Hornhaut zeigt. Das führt zu starken Schmerzen und wie ein ständig reizender Fremdkörper zur Verletzung der Hornhaut.

Eine Entfernung der Zilie sollte baldmöglichst erfolgen.